In den meisten Fällen ist es gar nicht so einfach, frühzeitig zu erkennen, dass das eigene Tier Schmerzen hat. Denn viele Veränderungen, besonders hervorgerufen durch Überlastungen der Gelenke und der Wirbelsäule, zeigen sich verzögert.

Ihr Tier zeigt dann eben keine Schmerzäußerungen, lahmt nur ab und zu und wenn, dann nicht so stark wie bei einer akuten Verletzung. Der chronische Schmerz ist nicht mehr sinnvoll für den Körper. Er beeinträchtigt das Tier sowohl körperlich, durch eingeschränkte Beweglichkeit und damit weniger Bewegungsfreude, als auch seelisch, die Lebensfreude nimmt ab. Alle Bereiche des Körpers werden nach und nach durch den andauernden Schmerz in Mitleidenschaft gezogen.

Viele Tiere versuchen, ihre Schmerzen möglichst lange zu verbergen, so dass Sie als Besitzer sehr gut beobachten müssen, um erste kleine Veränderungen zu erkennen. Und das ist gar nicht so einfach! Auch bei Tieren ist das Schmerzempfinden nicht einheitlich. Was dem einen nur unangenehm ist, empfindet ein anderer schon als sehr schmerzhaft. Der Schmerz kann situationsabhängig unterschiedlich wahrgenommen werden. Viele Hunde jagen bei Sichtung einer Katze sofort los, obwohl sie zuvor hochgradig lahm gegangen sind.

Nachfolgend mal einige Beispiele, die für Schmerzen sprechen:

• Verminderte Aktivität (weniger Lust am spielen oder laufen, wirkt „alt“, müde oder lustlos)
• Springt nicht mehr oder nur ungern ins Auto
• Vermeidet es Treppen hoch oder runter zu laufen
• Knabbern an Pfoten oder Läufen
• Reagiert neuerdings aggressiv oder ablehnend, wenn andere Hunde auf Ihn zulaufen und zum Spielen auffordern
• Zieht sich lieber zurück oder vermeidet die Nähe
• Zeigt einen veränderten Gesichtsausdruck
• Vermeidet bestimmte Gangarten und läuft z.B. nur noch Trab
• Läuft insgesamt eher unrund und zeigt eine veränderte Körperhaltung (Schonhaltung)
• Muss sich erst einlaufen
• Hat Probleme beim Aufstehen nach längeren Ruhephasen
• Hechelt vermehrt
• Speichelt vermehrt oder schmatzt viel (kann auch auf Sodbrennen oder Magenschmerzen hinweisen)
• Knirscht oder klappert mit den Zähnen
• Ist unruhig und schläft nicht mehr durch oder wechselt häufiger die Position/das Lager
• Zeigt in bestimmten Hautarealen „Muskelzucken“ und/oder ist dort berührungsempfindlich
• Versucht auszuweichen, bei Druck auf die Rückenmuskulatur
• Zeigt einen gewölbten/aufgekrümmten Rücken (evtl. Bauchschmerzen, die durch den Rücken ausgelöst werden)
• zeigt vermehrte Bewegung des Beckens (häufig bei Retrievern), die Wirbelsäule zeigt in Bewegung keinen geraden Verlauf, sondern schwingt nach links und rechts
• setzt sich schief hin
• dreht sich mehrfach um sich selbst bevor er sich ganz langsam oder schnell fallend hinlegt
• Jault bei bestimmten Bewegungen plötzlich auf
• Hat schuppiges oder glanzloses Fell oder die Haare stellen sich an bestimmten Regionen des Körpers auf
• Gewichtsveränderung und/oder Veränderung des Fressverhaltens

Wenn sich zwei dieser Faktoren zeigen, dann ist davon auszugehen, dass der Hund chronische Schmerzen hat, die es zu behandeln gilt.

In der Regel wird zu Beginn einer Behandlung der Einsatz von Schmerzmitteln angeraten, wobei man auf eine individuell angepasste Dosis achten sollte. Jede Veränderung der Dosis sollte immer in Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt erfolgen! Geben Sie ihrem Hund niemals Schmerzmittel aus der eigenen Hausapotheke! Diese können zu lebensbedrohlichen Magen-Darmblutungen führen. Ebenso geben Sie bitte niemals Schmerzmittel, die ein anderer mal eben so empfiehlt. Alle Schmerzmedikamente haben unterschiedliche Nebenwirkungen und müssen auf den einzelnen Hund abgestimmt sein. Es kann sonst auch hier zu Magenblutungen oder Vergiftungen führen, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können!

Nach Beginn der Therapie ist es sinnvoll „Schmerztagebücher“ zu führen, um den Schmerz anhand von Schmerzskalen und Tagesverläufen besser einschätzen zu können. Auch zu Hause aufgenommene Videos des Hundes helfen weiter, wenn sich das Tier in der Praxis stressbedingt lahmfrei bewegt.

Moderne Praxen arbeiten mit einem Schmerzmanagement, das aus weiteren Therapien besteht, dazu gehören Akupunktur sowie homöopathische Arzneimittel. Um den Teufelskreis der chronischen Schmerzen zu unterbrechen sowie zur Steigerung der Lebensqualität und Beweglichkeit und zum gezielten Muskelaufbau eignen sich zudem hervorragend Physiotherapie und Magnetfeldtherapie. Auch die manuellen Therapien Osteopathie, Chiropraktik und Tellington-TTouch tragen zur Lockerung der verkrampften Muskulatur und zum Lösen von Blockaden bei.

© Rike Capito, 2016

Rike Capito hat auf Facebook die Gruppe ‚Spondylose beim Hund‘ gegründet. Wenn Sie noch wetiere Informationen haben möchten, hier geht’s zur Gruppe

Quellenangaben:
Dr. Brigitte Horstmann (tierisch-tierarztpraxis.de)
Ira Loh – Tierarztpraxis Gut Windeby
i-Tis (initiative tiermedizinische Schmerztherapie)